Kunst-Können-Genuss

Die Stellvertreter machen Kunst

Die stellvertretenden Klassensprecher der 5. und 6 Klassen ziehen einmal im Jahr für zwei Tage aus der Schule aus. Zeit gemeinsam verbringen, sich besser kennenlernen, das sind die Ziele dieses Camps. Wo kann man das besser, als bei einer gemeinsamen Unternehmung?
Also fuhren wir mit den Rädern und Frau Sander nach Wildau Wentdorf. Im Literaturhaus von Peter und Claudia Weidenbach wurden wir freundlich begrüßt. Bei einem gmeinsamen Frühstück mit leckerem Kakao erfuhren wir auch unsere Aufgabe, die wir zusammen erfüllen sollten.
Ein Gedicht von Christian Morgenstern sollte von uns in einem Kalender gestaltet werden. Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkte. Die Idee von Morgenstern, sich Tiernamen für die Monate auszusuchen, fanden wir eigentlich ganz witzig. Aber als es nun hieß, wir wollen dazu einen Liniólschnit machen und ihn dann später drucken, wurden wir doch ein bisschen leiser. Trotzdem haben wir uns mutig jeder ein Tier ausgewählt, oder es ausgehandelt mit dem anderen und sind dann an die Zeichnungen gegangen.
Der verzauberte Garten von Claudia bot jedem ein passenden Plätzchen für das Zeichnen. Die Pferde vom Nachbarn schauten zu, Ivo und Dominic verkrochen sich in eine Laubhöhle, John entdeckte Peters Künstlerhocker für sich und Justin setzte sich mitten in den blühenden Garten in die Sonne. Das war clever. Hier kam nämlich Claudia öfter vorbei, wenn sie nun stundenlang von einem zum anderen ging und uns Ratschläge gab für unsere Entwürfe. Sie machte jedem Mut, die eigene Idee beizubehalten und half mit Tipps, dass es auch gelingen konnte. Nach und nach begannen wir unsere Entwürfe dann auf die Linolplatten zu übertragen und nun wurde es wirklch spannend! Was muss weg? Was muss stehen bleiben? Was ist nachher schwarz und was bleibt weiß? Will ich das überhaupt so? Was weg ist, ist weg, man kann es nicht wieder ankleben! Also vorher überlegen – sich vorstellen, in welche Richtung bewegt sich das Tier dann nach dem Druck? Alles wird spiegelverkehrt erscheinen. Ohje! Gerade für die Fünften war das alles neu! Aber Claudia und Peter halfen, wenn man Unterstützung brauchte.

Als die ersten von uns zum Probedruck gingen, waren alle sehr gespannt. Wie wirkt es? Passt alles? Für manch einen war der Probedruck jedoch nur der Anfang. Jetzt konnte man nämlich sehen, was nicht gut wirkte und gemeinsam überlegten wir, was man verändern oder verstärken sollte, damit das Bild noch besser wird.
Es war schon sehr beeindruckend, wie schön doch die Drucke wurden. Vor allem, weil ja jeder von uns ganz anders an die Illustrationen herangegangen war. Alle Bilder sahen toll aus und waren für sich schön, aber auch insgesamt passten sie gut zusammen.
Es war inzwischen abend geworden und neben der Druckerei wurde auch noch eine Küche im Garten aufgemacht. Wer fertig war mit seinem Linolschnitt schnitt nun Pastinaken, Paprika und Knoblauch. Passend zum Campthema Drucken gab es eine leckere, selbstgekochte Buchstabennudelsuppe mit Hühnchen!
Lecker! Für Mäkler gab es noch gegrilltes Würstchen. Peter gönnte sich jedoch keine Pause. er holte sich immer wieder mal einen von uns in die Druckerei und setzte mit jedem den Namen seines Tieres als Monatsnamen mit den Lettern. Auch das sah einfacher aus, als es war. Unglaublich eigentlich, wenn man sich vorstellt, dass die Menschen hunderte Jahre auf diese Art jedes Buch gedruckt haben! Was für eine Technik! Was für ein Aufwand! Irgendwann war alles so weit fertig, dass nur noch Peter mit der Druckwalze Arbeit hatte. Er verkündete, bis um vier Uhr am Morgen mit den Kalendern fertig sein zu wollen! Wir haben nichts dazu gesagt und uns mit Liedtexten und Gitarre ans Feuer gesetzt. Der Knüppelkuchen war unser Nachtdessert. Nach ihm suchten sich alle eine Schlafstelle. Die Mädchen lagerten im offenen Saloon, neben der Druckerei, einige Jungs verkrochen sich wirklich in der Laubhöhle einer umgekippten Weide und zwei legten sich um die Feuerstelle. Nun gut, schweigen wir über die Nacht. Nur so viel: um kurz nach vier Uhr zogen einige noch einmal mit dem Schlafsack um und um zehn vor fünf saßen die ersten am Feuer und warteten auf das Frühstück! Vorher liefen wir aber noch mit den Frühaufstehern und dem Geburtstagskind über die gefrorenen Wiesen in den Sonnenaufgang, pflückten für Carolin den Geburtagsstrauß und deckten dann einen schönen Tisch in Claudias herrlicher Küche! Übrigens haben wir vergessen zu sagen, Peter druckte noch immer! Aber es hat sich gelohnt! Die Drucke sehen richtig gut aus! Ihr werdet es sehen. Einen Kalender werden wir als Galerie im Schulhaus ausstellen. Ja und jeder von uns darf auch einen als Erinnerung behalten. Das ist toll! Peter sei Dank! Der Vormittag ging sehr schnell vorbei. Wir räumten auf, spielten Karten, schwatzten noch mal ausgiebig mit den Nachbarspferden, erkundeten das Dorf und radelten dann nach einem schönen Imbiss mit Hotdoc und Melone wieder gemütlich im Sonnenschein zur Schule. Auf jeden Fall waren es zwei gute gemeinsame Tage. Alle waren sich einig, man sollte so etwas auch mal mit der Klasse machen oder ein Camp auch mal ein bisschen länger als nur zwei Tage.
Liebe Claudia, lieber Peter, es war etwas ganz Besonderes, bei euch zu sein! Vielen Dank dafür, dass wir bei euch Gast sein durften. Es ist schön, dass wir euch kennen gelernt haben!
Die Stellvertretenden Klassensprecher

Wie sich das Galgenkind die Monatsnamen merkt

Jaguar
Zebra
Nerz
Mandrill
Maikäfer
Pony
Muli
Auerochs
Wespenbär
Locktauber
Robbenbär
Zehenbär
Christian Morgenstern, Galgenlieder (1871-1914)