Geschirr-Geduld-Genuss

Die stellvertretenden Klassensprecher der 5. und 6. Klasse ziehen einmal im Jahr für zwei Tage aus der Schule aus. Gemeinsam Zeit verbringen, sich besser kennenlernen, Probleme besprechen, das sind die Ziele dieses Camps. Wo kann man das besser, als bei einer gemeinsamen Unternehmung?

Stellvertreterkunst fürs Esszimmer

Also fuhren wir mit den Rädern und Frau Sander ins Natur- und Erlebniszentrum nach Wanninchen. Beim Bäcker versorgten wir uns erst einmal mit Baguette und leckerem Kuchen für die Pausen im Laufe des Tages. Unsere Radstrecke führte durch blühende Obstalleen, saftigen Wiesen und der Bergbaufolgelandschaft.
Bei einem gemeinsamen Frühstück erfuhren wir auch endlich unsere Aufgabe, die wir zusammen erfüllen sollten.
Gemeinsam mit Karen Ascher, einer Künstlerin aus Lübben, sollten wir für unsere schöne Schülerküche Gebrauchsgeschirr herstellen. Na, das kann ja heiter werden! Töpfern! Wir waren anfangs nicht so recht begeistert von der Challenge. Obwohl jemand von uns sagte, er könne sich das schon gut vorstellen, wenn in unserem „Esszimmer“ dann die Teile von allen lange genutzt werden können und so lange an uns 12 Künstler erinnern werden. Der Gedanke gefiel uns eigentlich allen.
Da es mit 6°C echt kühl war, entschieden wir uns, drinnen zu arbeiten. Trotz unserer Skepsis haben wir uns mutig jeder ein Stück Ton abgeschnitten und begannen, immer zu zweit, ein Gefäß zu bauen.
Dabei merkten wir schnell, dass es doch gar nicht so einfach sein sollte, wie es erst erschien. Man musste so einiges beachten und vorüberlegen. Es musste auf gleiche Stärken der Wände geachtet werden, man hatte Höhen und Längen auszugleichen und das Material erforderte dann auch noch einiges technische Verständnis, um ein mögliches Platzen beim späteren Brennen von über 1000°C auszuschließen. Aber Karen erklärte uns alles geduldig und brachte uns alle immer wieder dazu, Falsches zu korrigieren und dann beim nächsten Objekt gleich zu beachten. So entstand in den folgenden Stunden ein Gefäß nach dem anderen. Mit einer großen Pfanne herrlich duftendem Rührei, frischen Tomaten mit Kräutern, Olivenöl und dem krossen Baguette von unserem morgendlichen Bäckerstopp tankten wir wieder auf und brachten danach in einer zweiten Runde die Arbeiten zu Ende, zumindest für heute. Denn am nächsten Morgen, nach einer Trocknungszeit sollten die Kunstwerke noch bemalt werden.

Nun aber war erst einmal Zeit für Pfannkuchen, Kakao und Rumalbern mit Quatschen!
Bei dem Versuch ein mysteriöses Spiel zu spielen, scheiterten wir nach einer Stunde und kamen dafür jedoch mit Feuerholz beladen aus den Tiefen des Waldes ins Camp zurück.
Eine Gruppe von uns startete erneut auf Holzsuche zu einer Tour in den Wald und die andere Gruppe übernahm an der Feuerstelle die Zubereitung unseres Abendessen.
Eine köstliche Tomatensoße stellten wir bald in die Glut zum Warmhalten und nun warteten wir nur noch darauf, dass der große Kessel Wasser kochte, um die Nudeln zu garen.
Allen schmeckte das heiße Essen köstlich. Wir rutschten am Feuer zusammen und wickelten uns gemütlich in warme Decken. Inzwischen versuchte Frau Sander uns davon zu überzeugen, dass sie eine gute Idee hat!
Wir konnten kaum verstecken, dass wir das überhaupt nicht so sahen. Was kann an Stahlwolle, Schnur, Blumendraht und Toilettenpapier (!) schon toll sein?
Zudem war es überhaupt nicht so einfach, wie sie behauptete, aus diesen Zutaten eine wohlgeformte Kugel zu bauen!
Na gut, sie gab ja doch nicht auf und irgendwann hatte eben jeder solch ein sehr seltsames Gebilde (Kugeln waren nicht wirklich dabei.) gebaut und in eine Weide gehangen. Dort sollte das Ding auf seinen großen Auftritt warten. Das verrückte Evolutionsspiel, das sie dann vorschlug, war schon eher etwas für unseren Geschmack: schön blöd und lustig haben wir hier mehrere Runden gespielt. Doch irgendwann freuten wir uns auf die Lieder am Feuer mit Trommeln und Gitarre. Auch einige Eltern gesellten sich in der Dunkelheit in unseren Feuerkreis. Aber endlich war es so weit!
Frau Sander wollte uns zeigen, was das Tolle an unseren Toilettenpapiergebilden sein soll. Jeder stieg mit seiner Kugel auf einen riesigen Findling, Frau Sander verhüllte uns in eine übergroße feuerfeste Jacke und entzündete die Kugel mit einer Fackel. Beim Drehen nun, entfachte man somit ein wunderschönes Feuerwerk! Auch wenn es sehr kalt war in dieser Nacht, war es schon schön, diesen Funkenregen anzuschauen. Am Lagerfeuer wärmten wir uns anschließend beim Knüppelkuchenbacken noch einmal auf, bevor wir alle müde in unsere Schlafsäcke krochen.
Nach einem ruhigen, kräftigen Frühstück kam Karen wirklich noch einmal zu uns und wir konnten unsere angetrockneten Gefäße nun mit Ebonge bemalen. Das war eine sehr besinnliche Arbeit, so dass wir währenddessen miteinander ins Gespräch kam, ob und welche Probleme man vielleicht in seiner Klasse so sieht und vor allem, wie man sie eventuell lösen kann. Die Ratschläge der anderen halfen manch einem weiter.
Unfassbar, aber schon war wieder Mittag und wir bastelten schon wieder am Feuer, das wir uns wegen der Kälte noch einmal angeschürt hatten. Diesmal bastelte sich jeder einen Hot Dog. Bei einer gemeinsamen Abschlussrunde tauschten wir uns zu den zwei Tagen aus und fanden alle, dass es gut tut, so etwas zusammen zu unternehmen und dass jeder von uns auch neben viel Spaß eine Menge an Neuem erfahren hat. Alle waren sich auch darin einig, dass dieser Ort einfach gut tut und man hier die Natur, selbst bei Kälte, einfach hautnah genießen kann. Vielen Dank für die jahrzehntelange, unkomplizierte Gastfreundschaft an das Team von Wanninchen!
Mit den Rädern fuhren wir nun mit guter Laune, ein bisschen müde, aber froh und zufrieden in die Osterferien!
Eure stellvertretenden Stellvertreter der Klassensprecher