SPEKTRALE 8

Kultur im Gepäck heißt die Kunstausstellung in Luckau
Kontinentale Handelswege = europäische Kulturstraßen
WIR ERBEN
Europa in Brandenburg – Brandenburg in Europa

Der mittelalterliche Stadtgrundriss von Luckau hat sich in außergewöhnlicher Geschlossenheit erhalten. Mit der größten Hallenkirche Brandenburgs, den kostbaren Bürgerhäusern sowie den authentisch sanierten Straßen und Plätzen gehört Luckau zu den bedeutendsten Orten mit historischem Stadtkern. An der Vielfalt der architektonischen Formen kann man eine bewegte Geschichte ablesen. Monumente verweisen auf die Mächte, mit denen die Menschen zu tun hatten. Sie verweist auf Zusammenhänge, in denen Bauten entstanden sind, auf politische Veränderungen, in denen Bauten unterschiedlich genutzt oder zerstört wurden.
In diesem, Geschichten erzählendem Städtchen in Brandenburg, begegnen sich wieder Menschen. Menschen, die mit der Geschichte in Luckau und Brandenburg verwurzelt sind, und Menschen, die aus anderen Kulturen zur Bereicherung der Geschichte beitragen können.
Die Grundvoraussetzung, dass es zu einem kulturellen Austausch kommen kann, ist das gegenseitige Interesse an der anderen Kultur. Die Geschichte der Stadt Luckau ist sehr lang. 1276 wurde sie das erste Mal in einer Urkunde erwähnt. Doch schon viele hundert Jahre vorher lebten an diesem Ort Menschen. Bestimmt schon 1300 Jahre. Die Wenden, ein Teil der Slawen kam schon im 7. Jahrhundert über die Oder in unsere Gegend. Später erkämpften sich die Germanen dieses Gebiet. Mönche siedelten sich an.
In den letzten Jahrhunderten kamen also immer wieder Menschen nach Luckau. Sie handelten mit ihren Waren, sie kamen um die Kirche und ihre Schätze anzusehen, sie suchten ein neues Zuhause.
Einige blieben. Und sie brachten ihre Erfahrungen und ihr Können mit und begannen hier ihr Leben neu.

Sie kommen um zu bleiben.
Und sie leben ihre Geschichte.

Diese Stadt hat also eine lange Geschichte und viele Geschichten zu erzählen.
Welche Geschichte soll von dir nicht vergessen werden? Erzähle sie!
So begann das Projekt zur SPEKTRALE 8 für die 5. und 6. Klassen. Über 1hundertzwanzig Kinder gaben sich Mühe und schrieben auf, was ihnen besonders wichtig erschien. Wochen später gab die Jury dann bekannt, welche Geschichten ausgewählt wurden um in ein Kunstwerk verwandelt zu werden.

Im März ging es dann los! Diese Gruppe traf sich das erste Mal mit Frau Beate Bolender, um zuerst einmal etwas über die Zeichen der Menschen im Stadtgebiet zu entdecken. Anschließend begann der sehr lange weg zu einem Portrait von jedem einzelnen.
Unglaublich, was da erforderlich ist, um ein kleines Selbstportrait aus Glas herzustellen!
Wir starteten mit einer Zeichnung, formten ein Relief aus Ton, das dann mit Gips zu einer Negativform verarbeitet wurde, kleideten Wochen später diese Form mit Glassplittern und Glasstaub aus, brannten dies tagelang und schliffen den Kopf jetzt mit Werkzeugen glatt. Nun sind wir mit der Erzählung schon im Mai gelandet und auch schon in Kasel Golzig. Hierhin fuhren wir nämlich an zwei Tagen mit den Rädern. Frau Bolender lud uns ein, in ihrem schönen Atelier an unseren Bildern für die Geschichten zu arbeiten. Die Radtour durch die Frühlingslandschaft war herrlich. Am zweiten Morgen dufteten nach einem leichten Regen die blühenden Felder und Bäume betörend! Das waren sehr aufregende, weil sehr besondere Schultage für unsere bunte Truppe! Wir kamen ja aus den verschiedensten Klassen. Aber eines war natürlich für uns alle gleich: wir wollten eine möglichst schöne Illustration aus Glas herstellen. Dass wir dafür sehr genau, vorsichtig und sorgfältig arbeiten mussten, wurde erst so nach und nach klar. Frau Bolender hat es geschafft, dass sich alle Mühe gaben. Sie hat es geschafft, dass jeder von uns mit den Werkzeugen gut umgehen konnte. Sie hat uns die komplizierten Prozesse verständlich erklärt, die beim Brennen unserer Bilder Voraussetzung für das Gelingen sind. Sie hat dabei geholfen, dass wir unsere eigenen Vorstellungen auch wirklich mit diesem sehr störrischen Werkstoff Glas umsetzen konnten.
Das war schon mal was ganz schön anderes als Kunstunterricht in der Schule!

Mehr als sechs Stunden Kunst machen geht nur mit schönen Pausen. Die machten wir! Wer gerade warten musste mit seiner Glasschneidearbeit, wechselte das Werkzeug und schnitt in der herrlichen Gartenküche alles, was wir für ein leckeres Essen benötigten. Gemüse für Couscous, Minze für die Joghurtsoße, Fladenbrot für den Grillkäse oder Melone für den Nachtisch.
Hier und überhaupt, gab es trotz konzentrierter ruhiger Arbeit viel Gelegenheit, miteinander zu reden. Hermine spielte uns auf dem Klavier ein paar schöne Melodien und wir sangen sogar am Feuer beim Warten auf das Essen.
Viel zu schnell waren die beiden Tage vorbei. Gern wären wir noch einen Tag auf den schönen Waldhof nach Kasel Golzig gefahren. Doch nun ging für uns die Schule weiter und Frau Bolender blieb allein zurück mit unseren Werken. Fleißig stellte sie alles zu einem großen, gemeinsamen Bild zusammen.
Ende Mai trafen wir uns dann zur Vernissage der SPEKTRALE 8 in der Kulturkirche der Stadt. Viele Gäste kamen, um unser Kunstwerk anzusehen und mit uns darüber zu reden.
Der Kurator der Kunstausstellung, Herr Schirmer, Herr Saß, der Kulturdezernent des Landkreises Dahme-Spreewald und auch der Bürgermeister Herr Lehmann waren da und gratulierten uns zu dem Ergebnis unserer wochenlangen gemeinsamen Arbeit.
Seht euch die Bilder an und kommt noch einmal mit ins Atelier. Vielleicht versteht ihr, dass es eine gute Zeit für uns war.
Kunst ist aber eben nicht nur Kreativität. Kunst erfordert auch Geschick und Handwerk und Technik und Geduld. Vor allem Geduld und Ausdauer und Durchhaltevermögen und…glaubt ihr nicht? Klingt übertrieben? Probiert es aus!
Vieles sieht auf den Fotos so einfach aus. Doch es gab eine Menge an Dingen, die erst einmal Übung erforderten. Dazu gehörte vor allem das Schneiden der Formen aus den Glasscheiben. Unglaublich, wie exakt man das Werkzeug ansetzen und in welchem Winkel man die Zange kippen musste, wenn man auch wirklich das erreichen wollte, was man im Sinn hatte. Kunst sagt man, kommt von Können. Das haben wir in diesen Tagen auf jeden Fall gemerkt! Wie viel muss der Künstler wissen und beachten, wenn er mit seinem Material eine Idee umsetzen will!
Das Beste an allem war, dass wir alles selbst machen durften. Dann merkt man erst, was man kann. Man merkt, dass man etwas kann!